Konzeption Hauptstufe II
An die Zeit in der Hauptstufe I schließt sich der Besuch der Hauptstufe II an. Er umfasst das 8. bis 10. Schuljahr. Der Unterricht in jahrgangsübergreifenden Klassen von meist sechs Schülerinnen und Schülern wird in enger Zusammenarbeit von Fachlehrkräften und Sonderschullehrkräften sowohl im Klassenteam als auch klassenübergreifend vorbereitet und gestaltet. Zusätzlich werden die Schülerinnen und Schüler von betreuenden Kräften sowie FSJ-lerInnen begleitet.
Die Hauptstufe II beschult die Schülerinnen und Schüler zukunftsorientiert. Der Blick ist auf die Aufnahme in die Berufsschulstufe gerichtet, verbunden mit den Aufgabenstellungen:
- Wie selbstständig ist die Schülerin / der Schüler heute und welche realistischen Ziele können formuliert werden?
- Was braucht die Schülerin / der Schüler, um zu einem späteren Zeitpunkt ein Praktikum erfolgreich durchzuführen? Welche Kompetenzen sollte die Schülerin / der Schüler erarbeitet haben?
Die charakterliche Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler kristallisiert sich.
Interessen und Begabungen, aber auch Einschränkungen werden deutlich.
Dies wird in der individuellen Lern- und Entwicklungsbegleitung berücksichtigt.
In der Hauptstufe II ist der Klassenverband für die einzelne Schülerin / den einzelnen Schüler eine wichtige Stütze, um sich als Teil der Gemeinschaft zu erleben.
Das Schulleben hat einen hohen Stellenwert.
Grundlage des Unterrichts ist der Bildungsplan des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ)
mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung bzw. des SBBZs mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung.
Zentrale Bildungsbereiche
Die Hauptstufe II ist vom Bezug der Lerninhalte auf die Zukunft der Schülerinnen und Schüler geprägt. Im Hinblick auf mögliche Praktika werden Voraussetzungen erarbeitet, die es der Schülerin / dem Schüler ermöglichen, erste Schritte in die Welt der Erwachsenen zu setzen. So stellt der Bildungsbereich Selbstständige Lebensführung in der Hauptstufe II ein wichtiges Lernfeld dar, wobei die Schwerpunkte auf den Themen Mobilität, äußerem Erscheinungsbild und Arbeit liegen.
Ebenfalls von zentraler Bedeutung ist die Förderung der Kulturtechniken. Differenzierte und auf den individuellen Lernstand abgestimmte Lernangebote werden bereitgestellt, um den Einzelnen im sprachlichen und mathematischen Bereich zu fördern. Dieser Schwerpunkt wird auch im Stundenplan bei der Stundenverteilung ersichtlich.
Der Wochenstundenplan
Die Kulturtechniken Deutsch und Mathematik
Einen hohen Stellenwert – mit jeweils vier Unterrichtsstunden pro Woche – nimmt der Unterricht in Deutsch und Mathematik in der Hauptstufe II ein. Auf der Grundlage des Bildungsplans des SBBZs und verbindlichen Konzeptionen speziell für unsere Schule (Leseleitfaden und Mathematikleitfaden) werden die Schülerinnen und Schüler individuell entsprechend ihrer Bedürfnisse und Möglichkeiten unterrichtet.
Bewegung
Sport- und Schwimmunterricht,
bzw. Einzel- und Gruppenförderung für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Bildungsanspruch im körperlich-motorischen Bereich
Vier bis sechs Unterrichtsstunden pro Woche
Werken
Der Werkunterricht in der Hauptstufe II zielt auf den Erwerb allgemeiner und spezieller Kenntnisse und Fertigkeiten im technischen Bereich. Im Hinblick auf die Berufsschulstufe werden grundlegende Kenntnisse zu technischen Berufen vermittelt. Die Schülerinnen und Schüler werden an eine eigenständige Planung und Durchführung von Projekten herangeführt. Einige Projekte entstehen durch Aufträge, die an die Klasse gestellt werden und Produktionen in einem etwas größeren Maßstab zur Folge haben. Dies schafft Übungsmöglichkeiten für spätere Arbeitssituationen und dient der Vorbereitung auf die Berufschulstufe.
Religionsunterricht
zwei Unterrichtsstunden pro Woche
Musisch-kreative Lernangebote
- im Kunstunterricht
- im Rahmen der Nachmittagsangebote, z. B. Schulchor, Schulband
- im Musikunterricht
Selbstständige Lebensführung
Selbstständigkeit ist in der Hauptstufe II ein grundlegendes Thema.
Die Themenschwerpunkte aus Grundstufe und Hauptstufe I – Körperpflege, Ernährung, Sexualerziehung, SMV – werden in den Unterrichtsalltag eingebunden
und durch entsprechende Angebote fortgeführt und vertieft.
Folgende Themen werden in der Hauptstufe II zu Schwerpunkten:
Arbeit
Das praktische Arbeiten wie z. B. Schulgarten, Hochbeete und Außenanlagen zu pflegen oder die Bestuhlung eines Saales sind Aufgaben,
die unsere Schülerinnen und Schüler auf Praktika vorbereiten.
Die Schülerinnen und Schüler verrichten Dienste für die Klassen- und Schulgemeinschaft
und erledigen kleinere Botengänge
wie z. B. Essensbestellungen, Abrechnungen ins Sekretariat bringen,
Medien aufräumen oder auch feste Dienste (z.B. als Küchenhelfer oder Hausmeisterhelfer).
Ab dem 16. Lebensjahr besteht die Möglichkeit, den Rollstuhlführerschein zu erwerben.
Ziel ist es zu lernen, was Verantwortung für einen Menschen bedeutet,
der im Rollstuhl sitzt und Hilfe beim Transfer benötigt. Verantwortung und Zuverlässigkeit
sind hier neben Pünktlichkeit wichtige Kompetenzen.
Hat eine Schülerin / ein Schüler gezeigt, dass er selbstständig arbeiten kann und will, so ist auch in der Hauptstufe II ein Praktikum möglich, z. B. bei Weleda, bei der Stadt, Gärtnereien, Bäckereibetrieben oder Schreinereien.
Äußeres Erscheinungsbild
In der Pubertät gewinnt die Körperpflege neue Bedeutung. Körperhygiene (Monatshygiene) ist ein zentrales Lernfeld.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten wenn nötig Hilfestellungen und Anregungen für ein angemessenes und sauberes Erscheinungsbild.
Wichtige Themen sind hier: tägliches Waschen, Zähneputzen, regelmäßiges Wechseln der Kleidung,
situationsangemessene Kleidung (Unterschied zwischen Freizeit- und Arbeitskleidung),
Entwicklung von Geschmacksrichtungen und Modestilen.
Mobilität
Den Schülerinnen und Schülern der Hauptstufe II soll, soweit als möglich, die Erschließung ihrer Lebenswelt durch Transport- und Verkehrsmittel ermöglicht werden. Dies trägt zu mehr Selbstständigkeit bei und verringert die Abhängigkeit von anderen. So lernen sie selbstständig mit Bus oder Bahn zur Schule zu kommen; dies wird mit Begleitpersonen eingeübt.